Sturm Richtung Faro

27. März 2019

La-Palma.Travel dankt Stefanie Rüther aus Bad Lippspringe für den interessanten Gastbeitrag! 
Wir haben hier bereits einen ihrer Berichte veröffentlicht: "La Palma mit dem Bus".

Sturm Richtung Faro

Bei einer abendlichen Wanderung durch die Weinfelder von Los Quemados, einem kleinen zauberhaften Dorf im Süden der Insel, sehe ich zum imposanten Vulkan San Antonio hinüber.

Ich betrachte den Weg, der dort um den Vulkan herumführt und bin voller Vorfreude auf die geplante Wanderung nach Faro, zu den Leuchttürmen und den Salzfeldern, die wir je nach Wetterlage in den nächsten Tagen unternehmen werden. 

In den Wanderführern ist die Strecke als einfach und familienfreundlich beschrieben, jedoch ich habe Respekt vor den Vulkanen und der dunklen kargen Landschaft.

Ich habe auch keine Ahnung, wie es sein wird, in meinen Barfußschuhen zu laufen, ich muss mein Gehirn von der irrigen Ansicht befreien, dass es wichtig sei, in „festem Schuhwerk“ zu wandern. Für mich jedenfalls gilt das nicht, meine Füße schmerzen sehr in festem Schuhwerk. Um es hier vorweg zu nehmen; es wird sehr angenehm sein in den Barfußschuhen, meine Füße haben herrlich Griff auf dem rauhen Vulkangestein und sie schmerzen nicht so wie auf dem ewigen Beton, den der Mensch sich überall auferlegt hat, bzw. untergelegt......

Ich habe auch großen Respekt vor dem Wetter und den jetzt im Februar manchmal noch recht kühlen Temperaturen; ich bin ein richtiger Angsthase.

Da die Angst nun einmal zu mir gehört, darf sie mit und sie bekommt auch Mitspracherecht, aber die letzten Entscheidungen treffen der Mut und die Zuversicht. Und so ziehen wir also eines Morgens los, mein Mann und ich......

Es ist windig. Es ist sogar sehr windig. An manchen Stellen ist es so windig, dass ich nicht weiß, ob ich in meinem immerhin schon 53 Jahre währendem Leben schon mal so einen Wind erlebt habe. Ich habe über meine lange schwarze Jacke noch ein rosa 1-Euro Regencape gezogen, um Windschutz zu haben. Es flattert sehr fröhlich um mich herum. Ich bin total nervös, manchmal panisch und es beruhigt mich ungemein, wenn Familien mit Kindern, die wesentlich dünner gekleidet sind als ich, an uns vorüberziehen.

Wie ein kleines Kind seinen Vater frage ich meinen Mann Thomas immer wieder, wann denn der Wind nachlasse.

Geduldig teilt er mir seine Vermutungen mit, die alle nicht eintreffen werden: hinter dem nächsten Felsen, hinter dem nächsten Hügel, hinter der nächsten Biegung; aber der Wind lässt nicht nach; er erhebt sich zu Sturmböen, die, so merke ich allmählich, mich nicht vernichten wollen, sondern sie bringen mich in meine Kraft, in eine tief empfundene Freude am Lebendigsein und den Glauben daran, auch in orkanartigen Turbulenzen meinen Weg gehen zu können.

Thomas, mein Ehemann und zum Glück auch allerbester Freund ist ja bei mir.....

Weiter geht es durch das Vulkangestein, rechts gehen Menschengruppen den gegenüber dem San Antonio gelegenen etwas kleineren Vulkan Teneguia hinauf. Danach steht uns jetzt nicht der Sinn, keine Gipfelstürmerei, sondern stetiges Voranschreiten auf mäßig ansteigendem und abfallendem Gelände. Ich sehe und fotografiere zwei Menschen, die ganz oben angekommen sind, für mich ein Sinnbild für den gemeinsamen Weg zu einem hohen Ziel, wie auch immer das für jeden aussehen mag.

Zurück zum Weg: auf riesigen Feldern erstarrter Lava kann ich mir wunderbar den Vulkanier Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise vorstellen – faszinierend ! 

Wir wandern weiter, ein Falke fliegt ein Weilchen hinter uns her und lässt sich immer mal wieder ganz in unserer Nähe nieder. Nein, mein Lieber, ich bleibe nicht hier als Festmahl für dich liegen, nicht, dass du dir da Hoffnungen machst.....

Auf einem Hügel, den wir im Zurückwenden betrachten, liegt ein wunderbarer Lichtkreis der Sonne.

Nun können wir vor uns die Leuchttürme sehen, den alten und den neuen, die Salzfelder und den Atlantik, der ganz enorm schäumt.

Ich bin sehr dankbar, dass ich zu müde bin, um auf die Idee meines Mannes einzugehen, das Meer aus der Nähe zu betrachten. Wir treffen wenig später ein junges Paar, welches sich nahe herangewagt hatte an das Meer und von einer Gischt völlig durchnässt wurde.

Zum Glück sind sie weiter guter Dinge und haben ihre Lektion hoffentlich nicht allzu streng lernen müssen. Ich wünsche dem Paar gedanklich alles Liebe und war froh, meinen Mann trocken und warm neben mir zu wissen.

Nun sind wir also am Südzipfel der Insel, Thomas zeigt es auf der Karte, die von unzähligen daraufzeigenden Fingern schon ganz abgeschabt ist.

Auf dem Weg zum Gebäude am Leuchtturm, in dem Restaurant, Café und Laden untergebracht sind, nähern wir uns dem Meer und es wird immer nasser und stürmischer.  Es wirkt, als ob es wie aus Eimern regnet, jedoch es ist die beeindruckende Gischt des schäumenden Atlantiks. Im Eingangsbereich des Restaurants machen wir gemeinsam mit anderen Besuchern alles nass, jedoch das freundliche Personal bleibt fröhlich und entspannt und holt den Wischmop aus der Ecke....

Im Laden kaufen wir die wichtigen Dinge des Lebens: Ansichtskarten, Briefmarken, Gofio, Bananenmehl und Salz.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle; das finden wir richtig toll, eine Strecke zu Fuß zu gehen und für den Rückweg dann den Bus nehmen zu können. Wir treffen ein anderes Paar, welchem wir schon des Öfteren begegnet sind, ich freue mich sehr, sie zu sehen, sie jedoch bleiben kühl und abweisend; vielleicht befürchten sie, ich wolle ein Gespräch mit ihnen beginnen und danach steht ihnen möglicherweise nicht der Sinn.

Ich mache mir nichts aus der schroffen Begrüßung; schon wieder fröhlich wende ich meine Aufmerksamkeit einem Bildstock zu, der ein Stück weiter an der Straße steht und den ich mir unbedingt ansehen will bevor der Bus kommt. Ich bin überrascht wie wenige sich für diesen Bildstock interessieren, genau genommen gar keiner, aber egal, dann habe ich die Aufmerksamkeit der „Heiligen Jungfrau vom Schnee“ ganz für mich... Sie ist die Schutzheilige der Insel und nun steht sie also hier und hütet den Südzipfel.

Dann kommt der Bus und nimmt uns zurück nach Fuencaliente und auf dem Fußweg nach Los Quemados bin ich voller Freude und Dankbarkeit für diesen wundervollen Ausflug.

Ich habe mich in diesem Bericht nicht näher mit den Salzfeldern befasst, ich fand dieses Thema dieses Mal nicht so interessant, und ich denke, es findet in anderen Berichten genügend Beachtung. Jedoch habe ich in dem Artikel „Fuencaliente und das weiße Gold“ (ebenfalls bei La Palma Travel) folgenden wunderschönen Satz gelesen:

Das Salz glänzt übrigens auch bei Sonnenuntergang und Sternenlicht...

Die wahren Schätze dieser Erde, so zum Beispiel Sonnenuntergänge und Sternenlicht, es gibt sie auf La Palma noch und ich hoffe, dass sie auch in unseren Industrieländern wieder mehr geschätzt werden und Einzug halten können. Freut euch daran, ihr Lieben und holt euch diese Schätze zurück.

Steffi aus Bad Lippspringe

Text und Bilder von Stefanie Rüther

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